Goldjunge Marius Probst: Der Mittelstreckler war erneut bei der DM nicht zu schlagen. Foto: TV Wattenscheid 01
Der TV Wattenscheid 01 Leichtathletik e.V. kann zufrieden mit seiner Bilanz der DM in Kassel sein. Mit sieben Medaillen haben die Aktiven des TV 01 das Maximale dessen herausgeholt, was Manager Michael Huke vorhergesagt hatte.
Von fünf bis sieben mal Edelmetall hatte Huke gesprochen, es wurden zweimal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze. Dazu gab es einige sehr knappe Entscheidungen und undankbare vierte Plätze – sowie eine Menge Top-8-Platzierungen.
Marius Probst ist Deutscher 1500-Meter-Meister. Der Mittelstreckenläufer des TV Wattenscheid 01 sicherte sich am Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel die Goldmedaille mit einem Rennen, in dem er das Feld die ganze Zeit fest im Griff hatte. Zum Schluss setzte Marius Probst zu seinem gewohnten langen und unwiderstehlichen Sprint an und gewann sicher. „Ich bin super zufrieden, Deutscher Meister, was gibt es mehr? Ich wollte das Rennen von vorn kontrollieren, das hat super geklappt, zum Schluss habe ich einfach einen Steigerungslauf gemacht. Auf den letzten 200 Metern habe ich dann gesehen, das keiner mehr kommt,“ sagte Probst nach der Siegerehrung. Die Zeit war denn eher sekundär, Marius Probst siegte in 3:46,72 Minuten. Vereins- und Trainingskollege Maximilian Feist wurde Sechster (3:48,22), der Dritte im Wattenscheider Trikot, der sich für das Finale qualifiziert hatte, Maximilian Sluka, kam auf Rang neun (3:50,60).
Bei den Frauen verpasste Verena Meisl eine 1500-Meter-Medaille nach großem Kampf auf der Zielgeraden nur knapp. Die Wattenscheiderin wurde Vierte. Ihre Zeit aber konnte sich mehr als sehen lassen, denn schneller war sie noch nie: 4:13,28 Minuten, Persönliche Bestzeit.
Gold gab es auch für die Sprintstaffel der Männer. Die 4x100-Meter-Staffel in der Besetzung Michael Bryan, Kevin Ugo, Robin Erewa und Joshua Koßmann gewann in 39,39 Sekunden.
Noch am Abend vorher war nicht klar, in welcher Besetzung die Staffel starten würde. Vor allem, wer Schlussläufer sein sollte. Trainer André Ernst hatte zwei Optionen: Den erfahrenen, aber lange verletzten und ohne echte Wettkampfpraxis in dieser Saison angereisten Philipp Trutenat, Teil der Rekordstaffel des TV Wattenscheid 01. Oder Joshua Koßmann, der eigentlich keine Staffel-Erfahrung auf diesem Niveau hatte. Letztlich entschied ein Münzwurf für Koßmann, der seine Sache dann auf den letzten hundert Metern sehr gut machte. „Wir haben in der letzten Woche viel mehr in die Wechselei investiert als in den letzten Jahren“, sagte Kurvenläufer Robin Erewa. „Herausgekommen ist eine solide Zeit, mit der ich persönlich, muss ich ganz ehrlich sagen, gar nicht gerechnet habe.“
Die Frauen verpassten eine Staffel-Medaille denkbar knapp. Die erste Staffel mit Jolina Ernst, Monika Zapalska, Tatjana Pinto und Johanna Bechthold gewann ihren Zeitlauf klar in 44,46 Sekunden. Die Zeit reichte am Ende aber leider nur für den vierten Platz. Es fehlten zwei Hundertstel, die mit Sicherheit drin gewesen wären, wenn die Konkurrenz im Zeitendlauf der Wattenscheiderinnen stärker gewesen wäre. Die zweite Staffel, zusammengestellt aus Hürdensprinterin Isabel Mayer und den Jugend- und Junioren-Sprinterinnen Sophie Bleibtreu, Madleen Malecki und Johanna Rier wurden Gesamt-Neunte (46,18 Sekunden).
Kevin Ugo sicherte sich mit einer tollen Leistung auch noch die Silbermedaille über die 200 Meter. Am Sonntagabend rannte der Wattenscheider die halbe Stadionrunde in 20,64 Sekunden. Das bedeutete Persönliche Bestleistung für ihn. In einem denkwürdigen Rennen ging die Goldmedaille mit neuem deutschem Rekord (20,02) an den Kölner Joshua Hartmann. Kevin Ugo war der schnellste im Halbfinale (20:89), hatte dort einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und seinen Lauf sicher und kontrolliert gewonnen – im Endlauf musste der derzeit beste Wattenscheider Sprinter dann aber dem neuen deutschen Rekordhalter den Vortritt lassen.
Die Hürdensprinterinnen des TV Wattenscheid 01 gewannen in Kassel gleich zwei Medaillen. Isabel Mayer holte sich am Samstagabend die Silbermedaille über die 100 Meter Hürden, mit persönlicher Bestleistung von 13,19 Sekunden. „Da muss ich erst 30 Jahre alte werden, um das zu schaffen“, sagte die Vollzeit als Ärztin arbeitende Wattenscheiderin am Abend nach dem Rennen. „Damit habe ich nicht gerechnet, mit Ausrufezeichen. Das ist meine erste Medaille bei deutschen Meisterschaften. Bei 60 Metern habe ich gedacht, hier geht was, ich war positiv überrascht, dass ich mit Moni und Franziska Schuster so gut mithalten konnte. Und da dachte ich: lauf schneller! Ich habe bei noch keinem Rennen so viel gedacht wie heute.
„Bronze ging an Monika Zapalska. Die Deutsche Hallenmeisterin über die 60 Meter Hürden kam nach 13,26 Sekunden ins Ziel – und schüttelte sofort verärgert den Kopf. Sie hatte sich die Goldmedaille vorgenommen. „Der Vorlauf war so super, ich hatte das Gefühl, dass ich hier heute unter dreizehn Sekunden laufe. Aber vom Start bis zur ersten Hürde war alles furchtbar, technisch schlecht. Ich habe dann nur noch gekämpft – und wenn man kämpfen muss, dann wird es nichts.“ Im Halbfinale war sie noch Saisonbestleistung gerannt (13,22). Genau wie die junge Madleen Malecki, die Sechste im Halbfinale wurde (13,91).
Bronze holte sich Julia Ritter im Kugelstoßen. Das Wurf-Multitalent des TV Wattenscheid kam auf eine Weite von 17,79 Metern – und erfüllte damit auch die eigenen Vorgaben für dieses Wochenende in Kassel. Eine Medaille hatte sie angepeilt, und die ist es auch geworden. „Ansonsten machen meine Beine im Moment nicht das, was ich will“, sagte sie, „aber daran werde ich jetzt arbeiten.“ Annina Brandenburg holte sich eine Top-8-Platzierung, wurde gute Sechste. „Mit der Platzierung bin ich zufrieden“, sagte sie, „bei der Weite aber hat der Ausreißer gefehlt.“
Bronze gab es auch für 400-Meter-Läufer Patrick Schneider. Die Zeit: 46,19 Sekunden. Bei schwülwarmem Wetter in Kassel rettete Patrick Schneider seinen kleinen Vorsprung mit letzter Kraft über die Ziellinie – am Ende gab es zur Belohnung einen Platz auf dem Treppchen.
Ins Finale schaffte es 100-Meter-Sprinter Michael Bryan. Der Routinier lieferte trotz sehr starker Kniebeschwerden ab, zeigte im Halbfinale als Dritter in 10,44 Sekunden sein bestes Rennen und wurde im Finale dann Siebter (10,51). Joshua Koßmann (10,75) und der lange verletzte Philipp Trutenat (10,67) erreichten die Halbfinalläufe nicht.
Das gelang bei den Frauen allerdings Johanna Bechthold. Die Sprinterin lief im 100-Meter-Vorlauf Saisonbestleistung (11,70) und kam so über die Zeit ins Halbfinale. „Besser als gedacht“, sagte die sichtlich überraschte Wattenscheiderin, die ebenfalls wochenlang mit einer schmerzhaften Verletzung zu kämpfen hatte. „Mehr kann ich gar nicht erwarten, ich bin sehr happy.“
Im Weitsprung der Frauen kam Nicola Kondziella auf einen guten sechsten Platz, mit einer Weite von 6,15 Metern. Kondziella zeigte einen ausgeglichenen und konzentrierten Wettkampf – gut für die Seele der jungen Weit- und Dreispringerin, nachdem es zuletzt nicht ganz so geklappt hatte.
Für den Diskuswurf der Frauen hatten sich gleich drei Athletinnen des TV Wattenscheid 01 qualifiziert. Die beste Platzierung gelang Julia Ritter, die als Sechste Saisonbestleistung warf (57,97 Meter). Die frisch gebackene Deutsche U23-Meisterin Joyce Oguama kam bei ihren ersten „Deutschen“ bei den Erwachsenen auf Rang neun (51,94 Meter). Annina Brandenburg wurde mit 47,33 Vierzehnte.
Besser machte es Daniel Jasinski. Nach langwieriger Fuß-Verletzung gerade erst wieder wettkampftauglich, kam der Olympiadritte von Rio auf Platz fünf bei den Männern, mit einer Weite von 62,14 Metern.
Mit neuer persönlicher Bestleistung lief Constantin Feist im 3000-Meter-Hindernis-Lauf auf einen guten achten Platz. „Alle Ziele erreicht“, sagte Feist, der in dieser Disziplin erst seit ein paar Wochen unterwegs ist, ich wollte ja eine neue persönliche Bestzeit hier laufen.“ „Er hat sich genau an alles gehalten, was wir vorher besprochen hatten und das sehr gut gemacht“, sagte sein Trainer Markus Kubillus. Die Zeit: 8:58,32 Minuten.
Christina Honsel konnte Ihr Ziel, eine Medaille, leider nicht erreichen. Die Hochspringerin kam in Kassel auf den fünften Platz, nach 1,81 Meter ging es für die deutsche Hallen-Meisterin nicht mehr höher. Ähnliches galt für Nachwuchsspringerin Luisa Deeken, die mit 1,77 Metern Achte wurde. Die 1,77 sind ihre persönliche Bestleistung, die sie in diesem Jahr schon mehrfach bestätigt hat.
Im Kugelstoßen der Männer wurde Timo Northoff, der zuletzt 19,12 gestoßen hatte, Neunter mit 17,54 Metern.
Mateusz Lewandowski kam im Halbfinale über die 400 Meter Hürden auf Rang 6 (55,14 Sekunden), für das Finale am Sonntag reichte das nicht. Pech hatte Nicola Kondziella, die sich im Dreisprung der Frauen viel vorgenommen hatte. Mit drei ungültigen Versuchen wurde die Wattenscheiderin, die erst seit kurzem neben dem Weitsprung auch Dreisprung betreibt, Neunte.
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