Szene vom Silber-Rennen im C2: Moritz Adam und Nico Pickert (re.) in Aktion. Foto: LDKC
Der Bochumer Nico Pickert hat seinen Coup aus dem Vorjahr wiederholt: Er gewann bei der Kanu-WM, die vom 23. bis zum 27. August 2023 in Duisburg ausgetragen wurde, eine Silbermedaille. Diesmal im C2 über 1000 Meter mit Partner Moritz Adam.
Am letzten August-Wochenende fanden die Finalläufe zu den wichtigen Rennen der Weltmeisterschaften im Kanu-Rennsport in Duisburg statt. Dabei ging es nicht nur um Zeiten und Medaillen, sondern natürlich auch um Empfehlungen für die Olympischen Spiele in Paris 2024.
Nico Pickert vom Linden-Dahlhauser Kanu-Club (LDKC) war hier vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) für die Disziplinen Zweier-Canadier (C2) über 1000 Meter und Vierer-Canadier (C4) über 500 Meter nominiert.
Mit Beginn der WM liefen die Vorausscheidungen auf dem Bertasee an. Im C2 waren bereits die Startaufstellungen stark besetzt. Dennoch konnte sich Nico Pickert mit seinem Partner Moritz Adam aus Berlin hervorragend durchsetzen. Das junge Canadier-Duo hatte schon in der U23 einige Titel geholt, und nun gelang ihnen eine direkte Qualifikation für die Endläufe. „Eines der wenigen Boote des DKV, die dies nachweisen können“, sagte Ralf Höfgen, Ehrenpräsident des LDKC. „Eine starke Leistung mit dem zeitschnellsten Vorlaufergebnis, bleibt zu vermelden.“
Dass er dies so betont, liegt an einigen Nominierungen durch den DKV, die im LDKC nicht für ungeteilte Freude sorgten. So konnte Nico Pickert leider nicht darangehen, seine Vize-Weltmeisterschaft im C1, den er vor einem Jahr in Halifax holte, zu bestätigen. Höfgen: „Hier hatte der DKV andere Pläne. Obwohl Nico als bester Canadier-Paddler aus den Qualifikationen im Frühjahr hervorging und auch seine Leistungen auf seiner Paradestrecke, den 200 Metern, über alle Regatten und Ausscheidungen in diesem Jahr bestens liefen, nominierte der Verband hier seinen Trainingspartner aus Leipzig, Peter Kretzschmer.“ Kretzschmer fuhr dann im C1 auf der 200-Meter-Sprintstrecke auf Platz 8 und blieb ohne Medaille.
Höfgen: „Auch in einer von Nico eigentlich zuvor stärker abgelieferten Leistung mit seinem Zweierpartner Sebastian Brendel aus Potsdam wurden beide ausgetauscht – gegen die Konkurrenten Tim Hecker und eben Peter Kretzschmer.“ Doch hier ging das Kalkül der DKV-Verantwortlichen auf: Das Duo Kretschmer und Hecker holte nämlich in einem beeindruckenden Rennen die Goldmedaille über die 500 Meter.
Man war nicht nur im LDKC nicht ganz glücklich über die Nominierungsentscheidungen des DKV: „Dies alles im Vorweggang zu den Weltmeisterschaften bringt nicht unbedingt Harmonie in den Kader“, so Höfgen. „Dennoch: Ein so leistungsstarker und leistungswilliger Athlet wie Nico Pickert lässt sich für sein Ziel nicht beeindrucken.“
So war er mit Moritz Adam am Sonntag, den 27. August 23, bestens motiviert. Höfgen schildert den Rennverlauf: „Gleich vom Start haben sie die Führungsgruppe vor sich hergetrieben. Bis zur 500-Meter-Marke waren dann aber die Karten sortiert. Der größte Teil der neun Endlaufboote lagen hinter ihnen. Durch das in dieser Saison umgestellte Training von der Sprintstrecke auf die längere Distanz von 1000 Meter kamen die Leistungsreserven von Nico und Moritz zum tragen. Daher bestimmten in der Endphase nur noch zwei Boote das Rennen. Die amtierenden Weltmeister aus Italien und eben Nico und Moritz für Deutschland. Mit langen kräftigen Schlägen zogen beide sich der Ziellinie immer näher. Jedoch blieb die goldene Hoffnung am Ende mit nur 7/100 Sekunden zum führenden Boot aus. Die Belohnung mit der Silbermedaille ist dennoch ein herausragender Erfolg für beide. Der DKV kann damit zwar seine Erfolgsbilanz sehr stark aufwerten, ein kleiner Wermutstropfen bleib jedoch wie beschrieben.“
Für Nico Pickert blieb nach diesem Rennen kaum viel Zeit zur Regeneration und Vorbereitung für das anschließende Vierer-Rennen. Höfgen: „Leider waren auch hier durch ständiges Umbesetzen und Neunominierungen des DKV die Voraussetzungen nicht optimal eingestellt. Bereits durch das voraufgegangene Zweier-rennen mit Moritz war Nico sichtlich in seiner Stärke beeinträchtigt. Als Schlagmann sollte er wie im Zweier das Tempo und damit die Schlagzahl vorgeben. Selbst durch Verstärkung der beiden anderen Partner aus Berlin war gleich vom Start zu erkennen, dass sich das bundesdeutsche Boot nicht durchsetzen und behaupten konnte. So blieb am Ende nur der betrübliche sechste Platz für das Team um Nico.“
Die nächsten Stationen stehen vor der Tür. Noch am letzten August-Mittwoch beginnen nur wenige Kilometer südlich von Duisburg in Köln auf dem Fühlinger See die Deutschen Meisterschaften im Kanu-Rennsport.
Hierauf freut sich Nico Pickert schon ganz besonders. Denn hier trifft er in allen seinen Paradestrecken auf die Konkurrenten aus dem DKV-Kader. Höfgen: „Zu erwarten ist, dass er sowohl auf seinen Strecken über 200 und 500 Metern im Einer und auch mit seinem langjährigen nationalen Zweier-Partner Leo Bals im Zweier nicht nur ganz vorne, sondern auch die begehrten Titel mit nach Dahlhausen bringen wird.“
Gekrönt wird die Kanu-DM durch das Abschlussrennen im Achter-Canadier am Samstagabend. „Hier bildet die Königsklasse für jeden Rennsportbegeisterten den Höhepunkt einer jeden Sprint-Regatta. Speziell für dieses Rennen wurde vom Heimatverein, dem Linden-Dahlhauser Kanu-Club, ein neues Boot angeschafft und speziell für das LDKC-Team hergerichtet.“ Finanziert werden konnte dieses Boot durch großzügige Spenden. Bekanntlich wurden umfangreiche Boote des Vereins beim Hochwasser vor zwei Jahren Opfer der Fluten.