Abgehakt ist der Stress, abgefallen der Druck: Irina Mikitenko ist wieder zu Hause. Nach dem erneuten Marathon-Triumph in London ist die Wattenscheiderin wieder zurück in Deutschland. Am Sonntag hatte die Inhaberin des deutschen Rekords sich in der englischen Hauptstadt in 2:22:11 Stunden durchgesetzt.
Dass man das in der Heimat registriert hat, das hat sie nicht nur am überwältigenden Medienecho gespürt: „Es fing schon am Flughafen in Frankfurt an, da wurde ich von den Leuten fotografiert. Mein Mann sagte: Schau, die Leute erkennen dich hier im Flughafen. Dann sind wir nach Hause gefahren in unser Dorf in Hessen, und da hatte man viele Plakate aufgehängt, um zu gratulieren. Aber seitdem bin ich nicht aus dem Haus herausgekommen. Ich traue mich allein fast gar nicht!“
Bevor Mikitenko wieder intensiv mit der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Berlin beginnt, will sie nun zwei Wochen die Seele baumeln lassen, die Beine ein wenig hochlegen. Trainiert wird natürlich auch, aber eher aus dem Bauch heraus als strikt nach Plan: „Es ist nicht so, dass ich gar nichts machen werde. Ich laufe die zwei Wochen nach Lust und Laune. Wenn ich um 8 Uhr laufen möchte, mache ich das. Wenn ich später laufen möchte, tue ich das. Oder ich fahre Fahrrad. Und jetzt verbringe ich mal mehr Zeit mit meiner Familie, meinen Kindern.“
Eigentlich hatte die Wattenscheiderin damit geliebäugelt, ihre derzeit gute Form noch bei einigen Wettkämpfen in diesen Tagen unter Beweis zu stellen. Von dem Gedanken hat sie sich verabschiedet: „Die Form ist da, aber ich weiß, dass die Marathon-Vorbereitung sehr viel Kraft nimmt. Es ist für mich sehr wichtig, jetzt zu regenerieren, um mich dann auf die WM vorzubereiten.“
Zwei bis drei Wettkämpfe vor dem Saisonhöhepunkt wolle sie auf jeden Fall bestreiten, sagt die Gewinnerin des letztjährigen Berlin-Marathons. Und ein Sommer-Trainingslager ist auch fest eingeplant: „Auf jeden Fall. Ich brauche ein zweites Trainingslager. Es ist wichtig für einen Sportler, mal etwas mehr Ruhe zum Training zu haben. Im Sommer machen wir das immer in St. Moritz.“
Stress und Druck sind weg, erst einmal. Doch auch Irina Mikitenko ist klar, dass das wieder kommen wird. Der weltmeisterliche Marathon wird am 23. August gestartet, ihrem Geburtstag. Dann werden die Erwartungen groß sein. Das weiß die Wattenscheiderin, klar: „London war ein gutes Training, ein guter Test, wie man dem Druck standhält. Ich bin sehr froh, dass es so ausgegangen ist. Es war schwer, bei so starker Konkurrenz als Titelverteidigerin noch mal nach London zu kommen. Was mich sehr freut, ist die Tatsache, dass wir jetzt Heimvorteil haben. Ich werde sehr viele Fans im Rücken haben, und die helfen mir auch.“
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