Deutsche Jahresbestzeit und Goldmedaille für Robin Erewa (li.) in Leipzig. Foto: TV Wattenscheid 01
Der TV Wattenscheid 01 hatte bei den Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften in Leipzig sechmal Grund zum Jubeln: wegen der fünf Medaillen – und weil der Nachwuchs gezeigt hat, dass mit ihm in Zukunft zu rechnen ist.
In Leipzig bewiesen hat der TV Wattenscheid 01 eindrucksvoll gezeigt, dass man mit der Konzentration auf eine gute Jugend- und Junioren-Arbeit auf genau dem richtigen Weg ist. Die jungen Athletinnen und Athleten des TV Wattenscheid 01 schlugen sich bravourös. Medaillen für die Etablierten gab es aber natürlich auch – insgesamt fünf: einmal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze holten die Wattenscheider bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig.
Sprinter Robin Erewa gewann die Goldmedaille über die 200 Meter – in 20,80 Sekunden, deutscher Jahresbestzeit. Der mehrfache Meister über diese Strecke, ob in der Halle oder draußen, war ohne einen einzigen Hallen-Wettkampf in dieser Saison angereist – und war dementsprechend glücklich: „Ich war gestern noch gar nicht sicher, dass ich heute starten werde“, sagte Robin Erewa, „mir ging es nicht gut, warum weiß ich nicht. Aber jetzt bin ich natürlich sehr zufrieden und happy. Ich bin ja jetzt auch schon ein alter Hase – und ich glaube, das hat heute den Ausschlag für mich gegeben, die Erfahrung – und das man am Schluss die Nerven behält.“
Marius Probst holte über 1500 Meter nach langer Verletzungspause Silber in 3:56,14 Minuten. Nach einem ausgefallenen Vorlauf, zwanzig Läufer waren gemeldet, aber nur neun angetreten, hatte Marius Probst noch selbstbewusst-verschmitzt gesagt: „die gehen mir alle aus dem Weg.“ Im Finale dann fehlten doch auf den letzten 100 Metern noch ein paar Körner, um den Schluss-Sprint für sich zu entscheiden. Marius Probst war anschließend dennoch stinksauer: „Ich bin hier angetreten, um zu gewinnen.“
Die 4x200-Meter-Staffel der Männer mit Robin Erewa, Philipp Trutenat, Noel-Philippe Fiener und Carlo Weckelmann rannte zu Silber – hinter dem Dauerkonkurrenten Leverkusen: „Als Wattenscheider Sprintstaffel haben wir den Anspruch, zu gewinnen, deswegen sind wir enttäuscht“, sagten Robin Erewa und Philipp Trutenat danach.
Überraschend Bronze gewannen nach einer Disqualifikation der MTG Mannheim die Staffel-Frauen mit Synthia Oguama, Christin Bischoff und den beiden Nachwuchs-Läuferinnen Sophie Bleibtreu und Malin-Felina Fiener. Ihre Zeit, die eigentlich nur zu Platz vier in der Gesamtrechnung gereicht hätte: 1:36,55.
Julia Ritter holte im Kugelstoßen Bronze, ihre erste Medaille überhaupt im Erwachsenen-Bereich, mit einer Weite von 17,46 Metern. Und dass Julia Ritter nervenstark ist, hat sie am Samstag eindrucksvoll bewiesen: erst lief bei der jungen Wattenscheiderin gar nichts, Fehlversuche, Weiten unter ihrem Niveau. Im fünften Versuch aber katapultierte sich Ritter auf das Podest - „eine Achterbahnfahrt“, nannte Julia Ritter diesen Ritt auf der Rasierklinge.
Einen großartigen Wettkampf zeigte auch die zweite Kugelstoßerin des TV 01 im Finale, Hanna Meinikmann. Gleich zweimal verbesserte die junge Werferin ihre persönliche Hallen-Bestleistung – und kam mit 16,70 Metern auf einen hervorragenden fünften Platz.
Eine Topleistung, mit der niemand so recht gerechnet hatte, zeigte U20-Kugelstoßer Timo Northoff. Der deutsche U20-Meister verbesserte im Finale wie Meinikmann seine persönliche Bestleistung gleich zweimal, imersten und im fünften Versuch – und wurde mit 18,69 Metern sehr guter Sechster.
Eine neue persönliche Bestzeit verbuchte auch Hürdensprinter Marius Lewald. Der U23-Athlet und Neuzugang des TV 01 spurtete im Vorlauf auf 8,14 Sekunden über die 60 Meter Hürden – und schaffte über die gute Zeit den Einzug ins Finale. Da wurde Marius Lewald Sechster und bestätigte seine gute Form in 8,17 Sekunden.
Weniger Glück hatte Routinier Erik Balnuweit: nach einer fragwürdigen Fehlstart-Entscheidung wurde der siebenmalige Deutsche Hallenmeister und Medaillen-Kandidat disqualifiziert, wie übrigens viele erfahrene Athleten an diesem Wochenende.
Persönliche Bestzeit hieß es auch für Philipp Trutenat. Der Sprinter und U23-Europameister mit der Sprintstaffel rannte im Halbfinale über die 60 Meter in 6,74 Sekunden über die Ziellinie. Das reichte dann leider nicht ganz für den Endlauf, macht aber natürlich Hoffnung auf den Sommer.
Und noch eine persönliche Bestleistung eines Nachwuchs-Athleten gab es: Nils Voigt lief im 3000-Meter-Finale mit 8:11,28 Minuten auf den achten Platz. Vereinskollege Julius Scherr wurde in 8:21, 21 Zwölfter.
Ins Finale über 1500 Meter schaffte es auch U-20-Mittelstrecklerin und Vizemeisterin in ihrer Altersklasse, Lea Kruse, die in ihrem Vorlauf Vierte wurde. 4:33,15 Minuten standen danach auf der Uhr, das reichte für den Endlauf. Da wurde Lea Kruse dann sehr gute Sechste. Ihre Zeit: 4:35,95 Minuten. Mittelstrecklerin Aline Florian wurde im Vorlauf Siebte, in einer Zeit von 4:36,63 Minuten.
Jovanna Klaczynski kam im Weitsprung auf den fünften Platz. Ihre Bestweite von 6,21 Metern sprang sie gleich in ihrem ersten Versuch. Ein eher durchwachsener Wettkampf für die Wattenscheiderin, mit drei Fehlversuchen.
Die jungen Sprinterinnen des TV Wattenscheid schafften es über die kurzen 60 Meter dagegen nicht ins Finale. 200-Meter-Spezialistin Synthia Oguama wurde Fünfte im Vorlauf, in 7,65 Sekunden. Sophie Bleibtreu schaffte in 7,68 einen sechsten Platz in ihrem Vorlauf, Christin Bischoff wurde Siebte (7,68). Ein bisschen besser traf es Lili Hagemann, die zumindest das 60-Meter-Halbfinale erreichte und dort in 7,63 Siebte wurde.
Über 200 Meter erreichten dann Synthia Oguama und Christin Bischoff das Finale, Synthia Oguama mit persönlicher Bestleistung von 23,85 Sekunden im Halbfinale. Im Endlauf wurden dann beide Wattenscheiderinnen auf die Innenbahnen gelost – da waren weitere Verbesserungen und bessre Platzierungen nicht möglich. Christin Bischoff wurde Fünfte (24,26), Synthia Oguama, auf Bahn eins, Sechste in 24,53 Sekunden.
Es war schade, aber nicht zu ändern: Pamela Dutkiewicz konnte bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig nicht an den Start gehen. Die Top-Hürdensprinterin des TV Wattenscheid 01 laboriert an einer kleinen Verletzung und will ihr gerade angelaufenes Comeback nicht gefährden: „Seit Berlin habe ich eine muskuläre Verhärtung. Jetzt haben wir entschieden, dass es sinnvoller ist, die Hallen-DM wegzulassen und dem Körper ein bisschen Ruhe zu gönnen, damit der Muskel einmal komplett entspannt und ich dann schon in der nächsten Woche in die Vorbereitung für den Sommer starte. Wenn etwas wichtig ist, dann dass ich mit einem gesunden Körper trainiere. Weil der Fokus natürlich auf dem Sommer liegt.“, sagte die WM-Dritte von 2017.