Was für ein Kampf! Pamela Dutkiewicz vom TV Wattenscheid 01 hat die ersehnte Medaille bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London gewonnen! Die Freude über diesen Erfolg trübte auch der Misserfolg der Männer-Staffel nicht.
Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz hat sich mit der Bronzemedaille selbst belohnt – für viele Jahre hartes Training unter oft widrigen Umständen, gepaart mit vielen Verletzungen. Mit einer Energieleistung auf den letzten Metern holte "Pam" Bronze in einem spannenden Final-Rennen über die 100 Meter Hürden – und damit die erst zweite Medaille für den deutschen Leichtathletik-Verband bei diesen Weltmeisterschaften.
"Ich war in einem Flow, ich kann das alles noch gar nicht glauben, es hat gereicht", sagte sie kurz nach dem Rennen in einem Fernsehinterview. Bis zehn Meter vor dem Zielstrich hatte nichts nach einer Medaille ausgesehen, dann aber hatte Pamela Dutkiewicz aufgedreht und sich über die Linie geworfen. Die Zeit am Ende: 12,72 Sekunden – damit wird ein Traum für die Wattenscheiderin wahr und eine großartige Saison gekrönt. "Das ist so toll, es lief die ganze Zeit wie am Schnürchen, da hofft man natürlich, dass die Serie nicht gerade in einem WM-Finale reißt. Heute hieß es, alles zusammenzunehmen – dabei habe ich gar nicht von einer Medaille geträumt, das Ziel war ein guter Lauf. Und ich hatte nach dem Rennen nicht damit gerechnet, eine Medaille gewonnen zu haben. Das war so viel Arbeit, aber hinter mir steht auch ein Riesen-Team."
Es war dann noch ein langer Abend für die frisch gebackene WM-Medaillen-Gewinnerin des TV Wattenscheid 01: erst um drei Uhr früh war Pamala Dutkiewicz nach ihrem Coup im 100 Meter-Hürden-Finale von London ins Bett gekommen. Davor gab es einen Marathon von Interview zu Interview - und natürlich eine kleine Feier. Ihr Heimtrainer aus Wattenscheid, Slawomir Filipowski, war nicht mit in London und konnte nicht mitfeiern. Der DLV hatte im Vorfeld der WM nur Heimtrainer von Athleten mit direkten Medaillenchancen, also einer Meldeleistung ab Platz vier, zugelassen. Nicht so wichtig, meint Filipowski: "Pam ist so gut vorbereitet, wir sprechen ja sowieso jeden Tag am Telefon." Das Telefon jedenfalls stand gestern Abend auch beim Manager des TV Wattenscheid 01, Michael Huke, nicht still. Innerhalb kürzester Zeit kamen über 100 Glückwünsche. Huke war mental vorbereitet: "Ich hatte den ganzen Tag über schon das Gefühl, das Pam etwas Besonderes schafft. Das Rennen habe ich dann live erlebt, aber nicht wirklich gesehen: seit den vielen Stürzen und Verletzungen bei Pamela Dutkiewicz in den letzten Jahren habe ich seit Amsterdam im letzten Jahr ein Ritual. Ich gucke dann immer auf den Boden und warte erst, bis mich einer anstupst und sagt, dass Pam es geschafft hat. Seitdem ich das tue, klappt bei Pam alles. Das war schon ein Wahnsinns-Endspurt gestern, der Hammer, wie sie die anderen da noch abgefangen hat."
Nicht ganz so glücklich war der Manager des TV Wattenscheid 01 mit dem Abschneiden der 4 mal 100 Meter-Staffel der Männer, in der mit Julian Reus, Robin Erewa und Robert Hering gleich drei Wattenscheider am Start waren – und die nach einem vergeigten letzten Wechsel schon im Vorlauf die Segel streichen musste. "Das war mehr als schade, vor allem, wenn man sich die Zeiten der anderen anguckt, läuferisch hätte die Staffel das Finale ohne Probleme erreicht. Man hat aber auch anz klar gesehen, dass Robin beim letzten Wechsel da keine Schuld traf, er hatte die Hand draußen, und dann ist es klar, dass man irgendwann in die Eisen geht, wenn der Stab nicht kommt. Robin ist eh einer, der als 200-Meter-Spezialist besser auf die Positionen zwei oder drei passt. Vielleicht denkt man im Vorfeld der EM in Berlin im nächsten Jahr ja mal über Veränderungen nach."
Das sollen aber alles keine Entschuldigungen sein, meinte ein sichtlich saurer Michael Huke: "Solche Blackouts, solche Unkonzentriertheiten wie bei diesem Wechsel, dürfen auf diesem Niveau einfach nicht passieren. Die U-16, die darf sowas noch. Sowas kostet vier bis sechs Zehntel. Das war ein amateurhafter Anfängerfehler und absolut vermeidbar. Vor allem, wenn man weiß, dass ein Finaleinzug echt kein Teufelswerk gewesen wäre. Ich hatte fest damit gerechnet. Wir hier in Wattenscheid investieren viel in den Sprintbereich, was aber immer auch ein zweischneidiges Schwert ist: national sind wir top, international reichen aber Medaillen bei einer EM dann nicht, da muss auch schon mal wieder eine Teilnahme an einem WM-Finale rauskommen. Das hat jetzt leider nicht geklappt."