Der Bochumer Dominik Schoppa ist ein großes Fechttalent. Er gehört bereits zum Nationalkader und rangiert zurzeit auf Platz 5 der Rangliste des Deutschen Fechterbunges. Aber das soll nicht alles sein: Schoppa hat große Ziele!
Ab und an wanderten die Blicke zu dem jungen Mann mit dem roten Schopf am Rande der Planche. Er war wirklich da – einer der besten deutschen Florettfechter! Die jugendlichen Fechter, die Mitte Februar beim „Schlägel und Eisen“-Turnier in der Halle der Carolinenschule starteten, warfen respektvolle Blicke auf Dominik Schoppa, der ehrenamtlich als Kampfrichter fungierte. Schoppa ist in der Szene wohlbekannt: Er rangiert zurzeit auf Platz 5 der Rangliste des Deutschen Fechter-Bundes (DFB) und ist auf der Rangliste der U23 der European Fencing Federation derzeit der beste deutsche Fechter. Leistungstendenz: steigend!
„Wir freuen uns sehr, dass Dominik ‚seinen’ Fechtclub im VfL Bochum nicht vergisst. Er ist häufig hier und unterstützt uns vor Ort“, sagt Daniela Saupe-Volkenhoff, die Geschäftsführerin des Vereins. „Auch die Kinder und Jugendlichen schätzen ihn sehr, weil er freundlich ist und keine Allüren hat.“
Dominik Schoppa ist ein interessantes Beispiel dafür, wie es läuft, wenn Talentsichtung und -förderung gut funktionieren. Der gebürtige Bochumer, geboren im August 1995, ging zunächst auf die Weilenbrinkschule. Diese Grundschule bot eine Fecht-AG an, in die der kleine Dominik ging. „Dort fiel meinem Trainer auf, dass ich talentiert bin. Er regte an, ich solle zu den Fechtern im VfL Bochum gehen“, erinnert sich Schoppa. Und so focht er seit 2003 für den VfL. Seinem dortigen Trainer, Yevgen German, entgingen die außergewöhnlichen Potenziale seines Schützlings nicht, und er förderte ihn nach Kräften. Dominik Schoppa: „Ich schnitt bei Landesturnieren immer gut ab, präsentierte mich auch bei Deutschen Meisterschaften gut, und so wurde ich zu Lehrgängen in Oster- und Sommerferien nach Bonn eingeladen.“ In Bonn liegt einer der beiden Olympiastützpunkte Fechten, denen ein Fecht-Internat angeschlossen ist, und bei einem der Turniere lernte er dort aus Zufall den Fecht-Bundestrainer Ulrich Schreck kennen. Dieser wiederum beäugte den jungen Fechter aus Westfalen genauer, was für den weiteren Weg Schoppas ausschlaggebend war. 2010 stand eine wichtige, weil wegweisende Entscheidung an: Schoppa wechselte auf das Fecht-Internat nach Bonn und konnte dort das auf die Belange des Fechtsports abgestimmte schulische Angebot wahrnehmen – 2013 „baute“ er sein Abitur. 2012 endete mit dem Wechsel zum Olympischen Fechtclub (OFC) Bonn auch seine Starterlaubnis für den FC im VfL Bochum.
Zentrale Fragen für junge Leistungssportler, die ihre Schulzeit beendet haben und ins Aktivenalter kommen, sind: Kann ich Leistungssport und berufliche Ausbildung bzw. Beruf parallel schaffen? Wie sehen die Förderungen hierzulande aus? Wie sehen meine Berufschancen am Ende meiner Karriere als Leistungssportler aus – lohnt sich da überhaupt mein Einsatz im Leistungssport? „Die Förderung ist gut, ist aber ein dünnes Eis“, erläutert Philipp Heßeler, Präsident des Westfälischen Fechter-Bundes. „Als Top-Athlet, vor allem vor großen internationalen Turnieren, ist man finanziell gut gesichert. Doch wenn man aus dem Topniveau fällt, etwa weil man verletzt ist oder für Klausuren und Prüfungen büffeln musste, kürzt sich die Förderungssumme drastisch ein.“
„Es gibt da keine Planungssicherheit“, bestätigt Dominik Schoppa, der zurzeit Medienwissenschaften und Psycholinguistik studiert. „80 Prozent der Leistungsfechter machen Stadien durch, in denen sie beruflich-existenziell buchstäblich in der Luft hängen.“ Denn, das liegt auf der Hand, nicht jeder Sportler, der alles gibt, strahlt irgendwann über eine olympischen Goldmedaille oder einen Weltmeistertitel. Schoppa: „Die Tendenz ist leider auch in der Wirtschaft so, dass Unternehmen sich gern mit den großen Siegern schmücken. Aber die anderen Leistungssportler fallen da oft durchs Raster: Ihre nicht so glorreiche Sportlerkarriere zählt dann nicht.“
Die Formen der Absicherung von Leistungssportlern, das ist Schoppa natürlich bekannt, fällt in anderen Ländern durchaus üppiger aus. Mängel sieht er in Deutschland dabei weniger im finanziellen Bereich, auch wenn es da Luft nach oben gebe. „Vor allem auf administrativer, struktureller Ebene sollten Topsportler hierzulande besser unterstützt werden“, findet er. Schließlich trage ein Leistungssportler schon schwer an gesundheitlichen Risiken, deshalb könne er besser betreut und grundsätzlich abgesichert werden. Seine Lehren hat er aus seinen Erfahrungen schon gezogen: „Ich freue mich sehr, wenn es sportlich gut läuft, aber ich sehe mich hauptsächlich als Student.“
Dieses Statement ist vor allem deshalb interessant, weil es für das Florett-Talent in letzter Zeit sehr gut läuft. Seit er sich unter die besten acht deutschen Herrenfechter vorgekämpft hat, wird er von Bundestrainer Ulrich Schreck trainiert, was Schoppas fechterischem Können und seinen Leistungen einen weiteren Schub gab: Derzeit ist er die Nummer 5 der deutschen Fechter – eine Liste, die der viermalige Weltmeister Peter Joppich anführt. Dessen Beispiel reizt natürlich den Ehrgeiz des Bochumer Fechters. „Ich möchte ins Team der besten vier deutschen Fechter vorstoßen und dann – auch wenn das richtig schwierig wird – unter die besten 16 Fechter der Welt kommen“, lauten Schoppas Pläne. Er erinnert sich mit Begeisterung an die U20-EM in Slowenien, als er 2015 mit der Mannschaft Bronze holte – vor 4000 Zuschauern! „Bei diesen großen Turnieren vor einem Riesenpublikum zu fechten – das ist eine unglaubliche Erfahrung! Insofern ist mein Ziel klar: Ich möchte mich unbedingt für Europa- oder Weltmeisterschaften qualifizieren!“