Silberplatz nach einem großartigen Rennen: Marius Probst. Foto: TV Wattenscheid 01/Marcel Merkel
Glücksmoment nach dem Goldwurf: Diskusstar Daniel Jasinski.Foto: TV Wattenscheid 01/Marcel Merkel
Zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze. Mit dieser Bilanz kehrt die Mannschaft des TV Wattenscheid 01 zurück von den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig.
„Es gab positive und negative Überraschungen“, sagte TV-01-Manager Michael Huke sofort nach dem Ende der Meisterschaften, „es war so durchwachsen wie das Wetter. Nach der schwierigen Vorbereitung sind wir aber zufrieden. Großartig waren Marius Probst mit einer persönlichen Bestleistung im erst zweiten Saisonrennen und Daniel Jasinski, der jetzt sicher für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert wird. Damit haben wir schon drei dort, nach Hendrik Pfeiffer und Amanal Petros. Vier Medaillen, das ist OK.“
Eine Goldmedaille sicherte sich Daniel Jasinski – fast mit Ansage. Der Deutsche Jahresbeste zeigte im Diskus-Wettkampf, warum er der Mann der Stunde in dieser Disziplin ist. 65,08 Meter weit flog sein Diskus bei schlechten Wetterbedingungen, das konnte keiner der starken Konkurrenten toppen. Jasinski machte nicht einen Moment den Eindruck, als würde er sich den Meistertitel an diesem Sonntag nehmen lassen. Übrigens sein erster: „Ich freu mich riesig, die Konkurrenz bei uns ist superstark, ich konnte mich heute durchsetzen, auch mit einer relativ guten Weite. Es hatte angefangen zu regnen, aber am Ende sind die Bedingungen für alle gleich. Es war nicht immer leicht in den letzten Jahren. Aber meine Familie, mein Vater, meine Kinder, meine Frau, alle haben mir immer gut zugesprochen. Und die Motivation meinerseits war immer wieder da. Es passt im Moment alles gut zusammen, so kann man weitermachen.“
Gold samt Meistertitel gab es auch für Hürdensprinter Erik Balnuweit. So könnte es noch eine Weile weitergehen – da hätte auch Erik Balnuweit sicher nichts dagegen. Auch, wenn er sich derzeit, wie er selbst sagt, „im Spätherbst“ seiner Karriere befindet. Bei diesen Deutschen Meisterschaften allerdings hat es endlich mal geklappt mit der Goldmedaille unter freiem Himmel. 13,61 Sekunden, Saisonbestleistung. „Durch den Weltmeistertitel mit dem Team hat sich bei mir eine innere Zufriedenheit eingestellt“, sagte der Routinier nach seinem Sieg, „danach war ich mit allem fein, auch mit der Karriere, wenn sie denn irgendwann mal vorbei ist. Das hat mich beflügelt, cool zu bleiben, mein Ding zu machen.“ Marius Lewald wurde Fünfter im Halbfinale (14,86 Sekunden).
Marius Probst holte sich die Silbermedaille. Nur, könnte man meinen. Dabei war der Titelverteidiger so schnell über die 1500 Meter unterwegs wie nie zuvor. Bei 3:35,88 Minuten blieb die Uhr für Marius Probst stehen, das bedeutete persönliche Bestleistung. Marius Probst zeigte in einem ultraschnellen Rennen, dem schnellsten Meisterschaftsrennen seit Jahren über diese Distanz, im Schlussspurt das beste Stehvermögen der Verfolgergruppe und rannte vom fünften noch auf den zweiten Platz vor. „Ich bin noch nie so viel beglückwünscht worden wie für diesen zweiten Platz“, sagte Marius Probst nach dem Rennen, „es ist am Ende doch irgendwie ein Traum. Natürlich ist der zweite Platz nicht das, was man am Ende will – aber mit der Zeit und den Umständen der letzten Wochen bin ich einfach unheimlich glücklich. Ich bin jetzt knapp an der Olympianorm vorbei, da fehlt nicht mehr viel.
Bronze sicherte sich Djamila Böhm über die 400 Meter Hürden, in 58,29 Sekunden. „Die Medaille war mein Ziel, und das ist supi“, so Böhm, „mit der Zeit bin ich leider gar nicht glücklich, ich habe seit der (Corona-) Impfung einfach große Probleme bei der Energiebereitstellung und hoffe, dass ich das bis zu den verbleibenden Rennen in dieser Saison noch in den Griff bekomme, so der Wattenscheider Neuzugang.“
Einen vierten Platz gab es für Robin Erewa über die 200 Meter. Nach einem lockeren Sieg im Halbfinale in 21,01 Sekunden konnte der Routinier und vielfache deutsche Meister das Niveau im Finale nicht halten und kam in 21,25 Sekunden ins Ziel. „So schlecht war ich noch nie bei Deutschen Meisterschaften“, sagte ein hochgradig enttäuschter Robin Erewa nach dem Rennen, „dafür gibt es keine Entschuldigung.“ Grund waren offensichtlich Knie-Probleme, „aber wenn ich mich hinstelle, dann ist alles andere egal. Da muss man sich Gedanken für die Zukunft machen.“
Auch Julia Ritter dürfte mit schlechter Laune nach Hause fahren. Mit dem Diskus wurde das Wurf-Multi-Talent des TV Wattenscheid 01 nur Sechste – mit einer für sie mittlerweile schlechten Weite von 57 Metern. Schon nach dem Kugelstoßen war Julia Ritter mehr als ärgerlich, im letzten Versuch wurde sie vom Bronze-Rang verdrängt, wurde am Ende mit 17,58 Metern unglückliche Vierte. „Es gibt nicht viel Positives zu sagen“, sagte sie nach dem Kugelstoßen, „aber mit meiner Leistung Dritte zu werden, wäre auch komisch gewesen. Ich war sehr langsam, schwerfällig, weich, wenn die Beine nicht mitspielen, dann kommt nicht viel dabei rum.“ Trainingskollegin Hanna Meinikmann kam mit 16,09 auf den achten Rang. Bei den Männern wurde Timo Northoff Zehnter (16,96 Meter).
Pech hatte auch Jessie Maduka im Dreisprung. Eine Saisonbestleistung von 13,85 Metern reichte nicht für einen Medaillenrang, am Ende war es ein undankbarer vierter Platz. Maduka wurde im letzten Versuch noch ausgebremst, kontern konnte sie nicht mehr.
Die Möglichkeit hatte Christina Honsel erst gar nicht. Die Titelverteidigerin im Hochsprung laboriert seit längerem an einer schmerzhaften Fußverletzung, trat aber trotzdem an. Die Anfangshöhe von 1,70 Metern war allerdings für die Hochspringerin, die sonst um die zwanzig Zentimeter höher springt, schon ein unüberwindbare Hürde, Honsel schied sofort aus. Ihre Vereinskollegin, die Wattenscheider Nachwuchsathletin Charlotte Haas, wurde mit 1,75 Metern Achte.
A propos Nachwuchs: sich zeigen konnte auch 800 Meter-Läuferin Radha Fielder, die zwar in ihrem Halbfinale nicht über einen siebten Platz hinauskam und so beim Endlauf zusehen musste – die aber mit 2:10,11 Minuten in Braunschweig eine persönliche Bestzeit auf die Bahn brachte. Schneller als jemals zuvor beim Saisonhöhepunkt, das macht gute Athleten aus.
Über das Halbfinale nicht hinaus kamen auch die Wattenscheider Vertreter über die 100 Meter. Maurice Huke und Philipp Trutenat schieden mit 10,62 beziehungsweise 10,55 Sekunden in der Vorschlussrunde aus. Johanna Bechthold war zum Halbfinale bei den Frauen nicht angetreten, sie hatte sich beim Aufwärmen verletzt und sich eine leichte Zerrung zugezogen.
Das Finale über 400 Meter erreichte dagegen Torben Junker. Der Viertelmeiler kam dort auf den sechsten Platz (47,01 Sekunden). Im Halbfinale am Samstag war er noch ein bisschen besser unterwegs: da kam er mit Saisonbestleistung auf den zweiten Platz, in 46,77 Sekunden.
Im Endlauf über 800 Meter wurde Maximilian Sluka Achter (1:51,76 Minuten), Neunte wurde Nicola Kondziella im Weitsprung der Frauen (5,76 Meter).