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Ein 2. Länderspieltor wäre zu viel des Guten gewesen

Annike Krahn flog mit bescheidenen Erwartungen nach China und kehrte als Weltmeisterin zurück

Es ist ihr anzumerken: 90 Minuten auf dem Spielfeld sind für Annike Krahn längst nicht so anstrengend wie der „Medienzirkus“, der durch die gewonnene Weltmeisterschaft über sie und die Nationalmannschaft hereinbrach. Trotzdem empfängt sie die Presse auch nach elf Stunden Flug, dem überwältigenden Empfang in Frankfurt und viel zu wenig Schlaf geduldig und gewohnt souverän.

Als die Bochumerin am 3. September in den Flieger nach Shanghai stieg, ahnte sie noch nicht, dass sie sich zur Stammspielerin der Nationalmannschaft entwickeln würde. Schließlich lag ihr letzter Länderspieleinsatz bereits fünf Monate zurück. Beim EM-Qualifikationsspiel gegen die Niederlande im April im Lohrheidestadion stand sie letztmalig auf dem Platz. „Ich hab gehofft, auch mal einen Spieleinsatz zu bekommen“, erinnert sich die 22-Jährige an ihre bescheidenen Erwartungen.
Doch es kam alles ganz anders: Durch die Verletzung von Sandra Minnert , immerhin 144-fache Nationalspielerin, rückte sie ins Team auf, nutzte ihre Chance und agierte „souverän und schnörkellos“, so das Fachmagazin Kicker. Note 2,5 - eine Bewertung, die die Defensivspezialistin ebenso freute, wie die Rückeroberung ihres Stammplatzes. Denn Trainerin Silvia Neid setzte auch nach der Rückkehr von Sandra Minnert auf die junge Bochumerin, die 2004 in Thailand als Mannschaftsführerin der U 19 bereits ihren ersten WM-Titel feiern durfte.
„Als ich dann auch noch das 2:0 gegen Nordkorea machte, war das schon ein tolles Gefühl“, freut sie sich über ihr erstes Länderspieltor. Beim Finale hätte es sogar fast für ein zweites gereicht. Doch das sieht Annike gelassen und nüchtern: „Mal ehrlich, das wäre doch zu viel des Guten gewesen!“
Stolz macht die Sportstudentin natürlich auch die Tatsache, dass die Mannschaft nicht ein einziges Gegentor kassierte, was allerdings nicht allein an Nadine Angerer lag, die „aber hochverdient“, wie Annike betont, zur besten Keeperin dieser WM gekürt wurden. „Ohne Gegentor durch die WM zu marschieren, das war der Verdienst des gesamten Teams, dazu hat jede einzelne Spielerin etwas beigetragen“, macht die sympathische Weltmeisterin deutlich.
Vor dem Finale gegen Brasilien sei die Anspannung der Mannschaft nicht größer gewesen als sonst. „Klar, wir wussten, es würde nicht leicht werden. Aber wir waren entschlossen, uns nicht so vorführen lassen wie die Amerikanerinnen beim 0:4 im Halbfinale!“, lacht sie. Ein Vorhaben, dass die Mannschaft bestens umsetzte.
Eine wichtige Unterstützung während des gesamten Turniers sieht sie in DFB-Präsident Theo Zwanziger: „Wir haben uns immer gefreut, wenn er im Stadion war. Er spielt die Begeisterung nicht, er ist wirklich Frauenfußball-Fan!“ Dass es davon bald mehr gibt, ist natürlich eine große Hoffnung der Fußballerin. „Bestimmt wird es da jetzt wieder einen Schub geben. Mal sehen, vielleicht hält er ja lange an. „Die Frage, was sie mit ihrer Siegprämie machen wird, steht für Annike, die beim FCR Duisburg spielt, hinten an. „Ich hab sie doch noch gar nicht!“, wehrt sie ab. Und viel Zeit zum Nachdenken bleibt gerade auch nicht: Bereits am Sonntag (7.10.) nahm die Bundesliga ihren Spielbetrieb wieder auf. Annike Krahn war mit dem FCR Duisburg erfolgreich, blieb auch am dritten Spieltag ohne Punktverlust und die frischgebackene Weltmeisterin freut sich jetzt auf das Duell gegen Aufsteiger SG 09 Wattenscheid (Sonntag, 14.10.), dem früheren Verein der Bochumerin.

Text: Carolin Wiemers/ Andrea Schröder
Foto: Andrea Schröder

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