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DFB-Pokal der Frauen: Die Sensation blieb aus

100 Jahre SG 09

(ms) - Der 1. FFC Turbine Potsdam steht nach einem standesgemäßen 3:0-Heimerfolg über die SG Wattenscheid 09 im DFB-Pokalendspiel in Berlin und trifft dort auf den FCR 2001 Duisburg. Die SG Wattenscheid 09 wehrte sich über die komplette Spieldistanz tapfer und konnte trotz der Niederlage erhobenen Hauptes die Heimreise antreten.

Ohne die drei etablierten Stammkräfte Kyra Malinowski, Ramona Petzelberger und Claudia Götte musste die SG Wattenscheid 09 ihr Pokal-Halbfinale beim 1. FFC Turbine Potsdam absolvieren. Die drei Spielerinnen waren mit der DFB-U17-Auswahl in Ungarn und bekamen keine Freigabe für dieses so eminent wichtige Pokalspiel. Dies schwächte den ohnehin als krasser Außenseiter angetretenen Zweitligisten in entscheidendem Maße.
„Wenn wir versuchen, hier mitzuspielen, ist das reiner Selbstmord,“ so die Devise von 09-Trainer Thomas Obliers. So wählte er eine auf totale Defensive ausgerichtete Variante, mit der die SG 09 gut fuhr. Der Bundesliga-Tabellenführer aus Potsdam suchte zwar den Weg nach vorn, doch die 09-Verteidigung konnte den Turbine-Angriffswirbel zunächst dämmen. Zwei Möglichkeiten von Anja Mittag waren alles Zählbare, was der Angriff der Gastgeberinnen in der ersten Viertelstunde zustande brachte.
In der 22. Minute zeigte 09-Keeperin Lena Hohlfeld eine leichte Unsicherheit, als sie einen Distanzschuss von Isabel Kerschowski abprallen ließ, im Nachfassen bekam sie den Ball jedoch unter Kontrolle. Die junge Wattenscheider Mannschaft verteidigte gegen die anstürmenden Gastgeberinnen lange Zeit tapfer die Null. In der 39. Minute war der Bann jedoch gebrochen. Anja Mittag setzte sich über die linke Seite fast bis zur Grundlinie durch und schoss aus spitzem Winkel ins lange rechte Eck ein - 1:0 für Turbine. In der 44. Minute das Glück für die 09 Ladies: ein Schuss von Babett Peter landet genau so am Pfosten wie der anschließende Rettungsversuch von Lena Wermelt. Kurz vor dem Pausenpfiff zeichnete sich 09-Keeperin Lena Hohlfeld mit einer Glanzparade aus. Mit einem mehr als achtbaren Resultat gingen die Wattenscheiderinnen schließlich in die Pause.
Im zweiten Durchgang dominierten weiterhin die Gastgeberinnen das Spiel. Lena Hohlfeld konnte sich bei einem 24-Meter-Freistoss von Anja Mittag auszeichnen und parierte mit einer Glanztat zur Ecke. Erneut tauchte Anja Mittag nach 65 Minuten vor dem Wattenscheider Tor auf, zielte aber knapp vorbei. In dieser Phase fuhr Wattenscheid erste Entlastungsangriffe, ohne aber auch nur eine einzige echte Torchance herausspielen zu können. Die hierdurch entstandenen Räume nutzte Turbine eiskalt, und so fiel in der 73. Minute die mit dem 2:0 die Entscheidung durch Spielführerin Jennifer Zietz. Vier Minuten vor Schluss stellte Anja Mittag mit einem Flachschuss den 3:0-Endstand her.
Der Traum vom Pokalfinale ist ausgeträumt - und dennoch haben die Frauen der SG Wattenscheid 09 ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Denn nie zuvor war eine Wattenscheider Mannschaft jemals bis in ein Halbfinale im DFB-Vereinspokal vorgedrungen. Dazu fährt die Mannschaft von Thomas Obliers mit dem Bewusstsein nach Hause, dem Tabellenführer der Frauenfußball-Bundesliga einen couragierten Kampf geboten zu haben. Durch eine konzentrierte Abwehrleistung konnte die klassentiefere SG 09 das Ergebnis in einem moderaten Rahmen halten.

Stimmen zum Spiel:
Thomas Obliers (Trainer SG Wattenscheid 09): Glückwunsch an Turbine Potsdam. Der Sieg war hoch verdient und hätte auch höher ausfallen können, aber wir haben uns hier teuer verkauft. Es war ein großartiger Erfolg, dieses Halbfinale erreicht zu haben. Und wir haben uns nicht durchgewurschtelt, sondern mit Essen-Schönebeck den Bundesliga-Fünften ausgeschaltet. Ich möchte mich bei allen Leuten bedanken, die diesen Erfolg ermöglicht haben: Klaus Steilmann und Peter Oelmann für ihre finanziellen Zuwendungen, unseren Partner REWE Mokanski und das TRYP Hotel Wattenscheid, das uns das Trainingslager auf dieses Spiel ermöglicht hat.
Dann möchte ich ein paar Worte zu einem anderen Thema verlieren. Der DFB ist aus meiner Sicht nicht in der Lage, Spiele dieser Größenordnung zu verlegen. Uns haben heute drei wichtige Spielerinnen gefehlt, die mit der U17-Nationalmannschaft unterwegs sind. Bei allem Verständnis für die Spielordnung: der DFB sagt, dies sind Jugendspielerinnen. Bei uns sind dies jedoch Vertragsspielerinnen, die in der 2. Bundesliga einen Stammplatz haben. Ich kann nicht nachvollziehen, dass Spiele wie das heutige Halbfinale nicht verlegt werden können. Wenn ein Herr D. aus F. beim DFB anruft, werden alle Spielordnungen außer Kraft gesetzt. Bei anderen Vereinen ist das wohl nicht möglich. Nicht nur die SG Wattenscheid 09, sondern auch der 1. FC Saarbrücken und der VfL Sindelfingen sind von solchen Regelungen heute betroffen gewesen. Ich möchte den DFB ausdrücklich bitten, dieses Vorgehen in Zukunft zu überdenken.

Bernd Schröder (Trainer 1. FFC Turbine Potsdam): „Es ist eingetreten, was von Experten vorausgesagt, von Fans erwartet und von Feinden befürchtet worden ist: Turbine steht zum vierten Mal im Pokalfinale. Im Schillerjahr haben wir den Hallencup gewonnen, stehen im Pokalendspiel und haben gute Chancen auf die Meisterschaft. Ich danke meiner Mannschaft für diese Serie. Wir haben keine Chancen zugelassen, hätten höher gewinnen können, waren zwei Klassen besser. Von einer Spitzenmannschaft ist das so zu erwarten.“

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