Deutsche Meister! Die 4x100-m-Staffel mit Philipp Trutenat, Kevin Ugo, Maurice Huke und - hier im Bild links - Robin Erewa gewannen in Berlin die Goldmedaille. Foto: TV Wattenscheid 01
Ein Deutscher Meistertitel, insgesamt acht Medaillen – die Bilanz der Aktiven des TV Wattenscheid 01 bei der Leichtathletik-DM im Berliner Olympiastadion kann sich sehen lassen.
Die Leichtathleten und Leichtathletinnen des TV Wattenscheid 01 kehren mit einem Deutschen Meistertitel zurück in die Heimat im Ruhrgebiet. Insgesamt acht Medaillen bringen die Blau-Weißen von den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Berliner Olympiastadion mit nach Hause, eine goldene, drei silberne und vier mal Bronze. Ein Mannschafts-Ergebnis, das weit positiver ist als das bei der letzten Austragung der Meisterschaften in der Hauptstadt 2019. Damals konnte nur Amanal Petros eine Bronzemedaille über die 5000 Meter gewinnen.Diesmal lief es besser, allerdings mit ein paar Wermutstropfen.
Den Deutschen Meistertitel holte die 4 mal 100 Meter-Staffel der Männer. Philipp Trutenat, Kevin Ugo, Maurice Huke und Robin Erewa als Schlussläufer, der im Zeitendlauf auf den letzten hundert Metern den Turbo zündete und alle Konkurrenten, die zuvor noch in Front lagen, in Grund und Boden rannte. Die Wattenscheider Staffel war schon vor den Deutschen Meisterschaften als Top-Favorit gehandelt worden und war als Jahresbeste angereist. Mit einer Zeit von 39,60 Sekunden blieben die 01-Sprinter wieder klar unter 40 Sekunden.
Ein kleines Drama gab es um die Entscheidung über die 1500 Meter. Marius Probst erlief sich am Sonntag eine Silbermedaille, hatte zwischenzeitlich Gold und verlor es doch wieder - in einem extrem spannenden Rennen samt Nachspiel. Der deutsche Meister aus dem Jahr 2020 übersprintete auf den letzten Metern den lange führenden Top-Favoriten Mohamed Mohumed aus Dortmund und kam glücklich als Zweiter ins Ziel. Die Kampfrichter sahen aber später eine Behinderung durch den Erstplazierten, Christoph Kessler, den Marius Probst sofort nach dem Zieleinlauf als vermeintlichen Sieger noch herzlich umarmt hatte. Die Behinderung führte zur Disqualifikation, der Sieg und der deutsche Meistertitel gingen an Marius Probst. So hieß es, offiziell verkündet von den Stadionsprechern. Die Disqualifikation wurde dann am Abend aber wieder zurückgenommen, Marius Probst wieder auf den Silberrang gesetzt. Dafür hatte der ein hartes Stück Arbeit hinter sich. Ein klassisches Meisterschaftsrennen, wie es sich Marius Probst im Vorfeld gewünscht hatte, war es nicht, im Vorderfeld wurde zwischendurch immer wieder Tempo gemacht, Marius Probst schien mehrfach abgehängt, kämpfte sich aber immer wieder in die Spitzengruppe zurück. Seine Zeit: 3:44,72 Minuten. Maximilian Sluka, aktueller deutscher U23-Meister, kam in 3:50,08 auf den zehnten Platz.
Einen harten Kampf musste auch Patrick Schneider über die 400 Meter bestehen. Belohnt wurde der Wattenscheider letztendlich mit der Silbermedaille – bei Temperaturen von über 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit im Olympiastadion. Auch die Zeit war gut, die das 400-Meter-Ass des TV 01 auf die Bahn brachte. Patrick Schneider blieb mit 45,99 Sekunden zum ersten Mal in dieser Saison unter 46 Sekunden. Torben Junker scheiterte denkbar knapp im 400-Meter-Halbfinale am Samstag, wurde in 47,02 Dritter seines Rennens. In der Endabrechnung kam Torben Junker auf den elften Platz.
Monika Zapalska, die schon im Vorfeld als Mitfavoriten bei der Medaillenvergabe gehandelt wurde, gewann Silber über die 100 Meter Hürden, mit eingestellter persönlicher Bestzeit von 13,21 Sekunden. Im Ziel stürzte die Wattenscheiderin, fiel auf die Hüfte und blieb minutenlang liegen. Das hinderte Monika Zapalska allerdings nicht daran, am zweiten Tag mit der Frauen-4 mal 100-Staffel anzutreten. „Letztendlich hatte ich nichts, nur eine leichte Abschürfung“, sagte sie nach dem Staffelrennen. Die Mannschaft des TV Wattenscheid 01 landete in der Besetzung Sophie Bleibtreu, Monika Zapalska, Madleen Malecki und Johanna Bechthold auf dem undankbaren vierten Platz der Konkurrenz, in 45,31 Sekunden.
Kevin Ugo holte sich nach Staffel-Gold gleich noch eine zweite Medaille ab – über 200 Meter gewann er Bronze – nach einem kuriosen Rennen. Gleich drei Konkurrenten hatten sich durch Fehlstarts im 200-Meter-Finale bereits selbst ausgeschaltet, ein weiterer Läufer wurde nachträglich disqualifiziert. So rückte Kevin Ugo, der eigentlich als Vierter ins Ziel kam, noch auf den Bronze-Rang. Der war aber auch verdient. Ugo hatte schon im Vorlauf eine ansprechende Leistung gezeigt, war mit 21,11 Sekunden Saisonbestzeit gerannt – die er im Finale noch einmal auf 21,06 steigern konnte. Und das, obwohl der groß gewachsene Sprinter auf die wegen des sehr engen Kurven-Radius bei den Langsprintern ungeliebte Bahn 1 gelost wurde.
Über 5000 Meter sicherte sich Nils Voigt die Bronzemedaille, nach einem klugen Rennen, immer in der Spitzengruppe, zwischenzeitlich als Tempomacher. Am Schluss fehlten dann ein paar Körner im Schlussspurt um die Medaillenverteilung. Die Zeit des 10.000-Meter Meisters des vergangenen Jahres: 13:44,13 Minuten.
Bronze gab es am Ende auch für Jessie Maduka. Die Dreispringerin war von ihrem Trainer Ralf Jaros wie gewohnt gut eingestellt worden und zeigte einen sehr ausgeglichenen Wettkampf, ohne einen einzigen Fehlversuch. 13,77 Meter war dann ihre beste Weite – das reichte für Bronze in einer starken Konkurrenz.
Nach ihrer Bronzemedaille im Kugelstoßen beim Event am Brandenburger Tor bereits am Donnerstag trat Julia Ritter am Samstag auch noch im Diskuswurf an. Dort wurde die Wattenscheiderin sechste, mit einer Weite von 57,60 Metern. Nachwuchs-Werferin Joyce Oguama wurde mit der persönlichen Bestweite von 54,01 Metern Zehnte, noch vor ihr platzierte sich Annina Brandenburg vom TV 01 als Neunte (54,11 Meter)
Beim Kugelstoßen wurde Annina Brandenburg Sechste (16,33 Meter). Timo Northoff kam bei den Männern auf Rang zwölf (17,84).
Im Weitsprung der Frauen war der TV Wattenscheid 01 mit gleich zwei Springerinnen im Finale vertreten: der zuletzt stark verbesserten Nicola Kondziella und U23-Athletin Ayele Gerken, in der Meldeliste für die Deutschen Meisterschaften platziert auf den Rängen sechs und sieben. Nicola Kondziella kam mit 6,44 Metern auf Platz sechs, Ayele Gerken blieb leider ohne gültigen Versuch.
Pech hatte Youngster Mateusz Lewandowski. Der Zweite der Meldeliste gewann sein Halbfinale über 400 Meter Hürden überlegen, lief nur wenig über seiner persönlichen Bestzeit (52,17 Sekunden) und war eindeutig auf Medaillen-Kurs. Dann aber wenig später die Enttäuschung. Der Wattenscheider wurde wegen mehrfachem Betreten der Begrenzungslinie von den Kampfrichtern nachträglich disqualifiziert. „Das Video dazu war leider eindeutig“, kommentierte TV 01-Manager Michael Huke die Entscheidung anschließend.
Pech auch für Tatjana Pinto im Sprint über 100 Meter. Der Wattenscheider Winter-Neuzugang hatte ihren Vorlauf locker gewonnen (11,26 Sekunden, Saisonbestleistung), im Halbfinale am Schluss sogar noch etwas raus genommen (11,39) – und konnte dann im Finale wegen Wadenproblemen nicht teilnehmen, ihre Bahn mit der Nummer fünf blieb überraschend leer. Eine zu späte Abmeldung führte dann auch noch zu einer Disqualifikation für die gesamten Meisterschaften, so dass Tatjana Pinto für die 200 Meter und die Sprint-Staffel am Sonntag ausfiel. „Mit Tatjana wäre für uns in der Staffel heute auch Gold drin gewesen“, zeigte sich Monika Zapalska nach dem vierten Platz mit der Staffel enttäuscht.
Johanna Bechthold wurde Sechste in ihrem 100-Meter-Vorlauf (11,84), Sophie Bleibtreu schied mit einem Fehlstart aus.
Bei den 100 Metern der Männer kam nur Robin Erewa ins Halbfinale, der wieder genesene 200-Meter-Spezialist kam als insgesamt Elfter mit einer 10,51 ins Ziel, im Vorlauf war er noch 10,38 gerannt. Kevin Ugo wurde am Ende 20ter mit 10,65 im Vorlauf, Maurice Huke wurde 25ter mit 10,78 Sekunden. Und auch über die 200 Meter konnte Maurice Huke nicht wirklich zeigen, was er noch kann: im Halbfinale unterlief dem Routinier ein umstrittener Fehlstart. Der Titel samt Goldmedaille im Sprint wird das alles aber mehr als ausgeglichen haben.
Sechste im Hochsprung wurde Christina Honsel, die 1,80 Meter erst im letzten Versuch übersprang, danach komplett aus dem Rhythmus kam und dreimal scheiterte. Bei den Männern sammelte der erst 17-jährige Louis Robertz erste Erfahrungen bei Deutschen Meisterschaften. Er wurde mit übersprungenen 2,05 Metern Achter der Konkurrenz.