„Die Vergangenheit ist geprägt vom Wandel, der sich außerhalb und innerhalb des Vereins vollzogen hat. Sie ist aber auch geprägt von einem Überwinden vieler Hindernisse und vom stetigen Bemühen, die Ziele der Gründer konsequent zu verfolgen.“ Mit diesen Worten leitet der 1. Vorsitzende des BV Hiltrop, Helmut Stief, das 100-jährige Bestehen des Vereins ein, das mit dem offiziellen Jubiläumsakt mit geladenen Gästen seinen Auftakt nahm. Die öffentlichen Feierlichkeiten finden am 27. Oktober statt.
Man schrieb das Jahr 1912, als sich in der Backstube von Bäckermeister Wilhelm Voß einige fußballbegeisterte Männer aus dem Bochumer Norden trafen und den BV Hiltrop aus der Taufe hoben. Dass ihr Verein zwei Weltkriege überstehen und ein solch imposantes Alter erreichen würde, daran werden die Gründerväter damals wohl noch keinen Gedanken verschwendet haben. Eugen Kaiser, Willi Kaiser, Leo Bieda, Paul Hanholz, Heinrich Langhoff, Walter Lücking, Rudolf Mädler, Fritz Rottmann, Dietrich Voß, Fritz Voß und Fritz Volkmann waren die Männer der ersten Stunde, die noch im gleichen Jahr unter der Führung von Rudolf Mädler in den Fußballverband Emscher-Lippe aufgenommen wurden. Ein Acker am Hiltroper Berg wurde notdürftig zu einem Spielfeld hergerichtet, doch noch ehe es in der Meisterschaft so richtig losgehen sollte, brach der 1. Weltkrieg über den jungen Verein herein. Der größte Teil der Spieler tauschte die schwarz-weiße Fußballkluft gegen den feldgrauen Rock und das Vereinsleben ruhte bis Anfang 1919.
Am 27. März 1919 trafen sich die Mitglieder im Vereinslokal Hubbert, um dem Verein wieder Stabilität zu verleihen. Einen Rückschlag erfuhr der Verein, als der Emscher-Lippe-Verband nur zwei Vereine für einen Ort zuließ und Hiltrop gegenüber den beiden Gerther Vereinen SuS und VfB den Kürzeren zog.
In den dreißiger und vierziger Jahren wollte das Vereinsschiff nicht so recht flott werden. Der Vorstand kämpfte zäh und verbissen um eine Verbesserung der spielerischen und sportlichen Rahmenbedingungen, doch die Kicker kamen nicht über die unterste Spielklasse hinaus. Ohne ernsthafte Aussicht auf eine höhere Leistungsklasse war nur die Sicherheit gegeben, nicht weiter absteigen zu können. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges verschlimmerte die Situation. Immer mehr Mitglieder und Spieler wurden eingezogen. Und so kam der offizielle Spielbetrieb 1942 erneut zum Erliegen.
Doch bereits 1945 kickten die Hiltroper wieder und 1950 stellte sich auch der erste große sportliche Erfolg ein: Die Hiltroper Knappen wurden Fußballmeister und stiegen in die 1. Kreisklasse auf. Es begann die große Zeit des Fußballs in Hiltrop. Die Zahl der Jugendmannschaften wuchs ständig und immer neue Talente streiften sich das schwarzweiße Trikot über.
Das Stigma der „grauen Maus” streifte der BV Hiltrop endgültig 1961/62 ab, als sich der Verein zum fünfzigjährigen Jubiläum selbst das schönste Geschenk machte: den Aufstieg in eine höhere Leistungsklasse. Von 1961 bis 1969 spielte man in der Bezirksliga eine auffällig gute Rolle. Und 1967 gab es mit der Anlage am Hillerberg endlich auch einen adäquaten Sportplatz. Doch die Umstellung auf den wesentlich größeren Rasenplatz gelang nicht: 1969 stieg der BV Hiltrop wieder ab, schaffte aber 1972 – zum 60. Geburtstag – den Wiederaufstieg.
Die Hiltroper setzten sich in den folgenden Jahren endgültig in der Bezirksliga fest, nicht selten im oberen Tabellendrittel, und übernahm damit den Führungsanspruch im Bochumer Norden. 1980 wurde der BVH Gewinner des Turniers um den Gerther Pokal, den der Sportverein Rot-Weiß Gerthe wieder ins Leben gerufen hatte, und untermauerte damit seinen Anspruch auf einen Spitzenplatz unter den Vereinen im Bochumer Norden.
1982 gelingt es dem Vorstand endlich, dem BV Hiltrop auch juristisch die entsprechende Grundlage zu verschaffen: Der Verein wird mit dem Namen „Ballspielverein Hiltrop 1912 e.V.“ in das Vereinsregister beim Amtsgericht Bochum eingetragen. 1984 hat sich der BHV dann noch mit einem neuen Vereinsheim ein weiteres Geschenk gemacht. 1986 sollte dann der sportliche Höhepunkt mit dem Aufstieg in die Landesliga folgen, wiederum rechtzeitig zu einem Jubiläum: dem 75-jährigen Bestehen.
Vier Jahre hielten sich die Hiltroper in der Liga, ehe sie 1990 den Weg zurück in die Bezirksliga antreten mussten. Dort setzten sich die Kicker aus dem Bochumer Norden über viele Jahre fest. 2005 ging es noch eine Klasse tiefer, in die Kreisliga A, ehe man im vergangenen Jahr unter Trainer Ingo Bredenbröcker die Rückkehr in die Bezirksklasse feiern durfte.
Doch auch wenn die 1. Mannschaft das Aushängeschild des Vereins ist, ohne den vereinseigenen Nachwuchs könnte sich das Seniorenteam nicht halten. Und der BV Hiltrop steht seit über 65 Jahren für eine bestens funktionierende Jugendarbeit. Und das freut auch Bezirksbürgermeisterin Susanne Mantesberg: „Erfolgreiche Jugendarbeit, Begeisterung junger Menschen für den Teamsport Fußball zu wecken und zu fördern, war und ist auch immer ein Garant für das langfristige Bestehen eines Vereins.“
Und der Vorsitzende erinnert an die vielen engagierten Ehrenamtler, die den Verein durch die Jahrzehnte geführt haben: „Zu allen Zeiten hat es Personen gegeben, die im BV Hiltrop an führender Stelle Hervorragendes geleistet haben. Ohne diesen engagierten, selbstlosen Einsatz wäre es nicht möglich, das einhundertste Jubiläum des Vereins, der einen bedeutenden Platz im fußballballerischen Sportgeschehen einnimmt, zu feiern“, so Helmut Stief.