Der Termin ist bei Bochums Topathleten mit einem dicken roten Kreuz im Kalender versehen und bietet abseits von Trainingsstress und der Jagd nach Rekorden, Spitzenzeiten und Medaillen ein wenig Ablenkung und Entspannung. Wenn die Stadt zur traditionellen Sportlerehrung ins Varieté et cetera lädt, dann trifft sich dort die „geballte Kraft“ des Bochumer Spitzensports zu ihrem jährlichen „Klassentreffen“. Und so sah man auch Mittwochabend wieder zahlreiche bekannte Gesichter der Szene, die im Theater an der Herner Straße die Gelegenheit nutzten, um sich mit dem ein oder anderen Kollegen anderer Sportarten auszutauschen und natürlich gekommen waren, um ihre Urkunden entgegenzunehmen.
In diesem Jahr auch wieder aus der Hand der Oberbürgermeisterin. 2012 war sie terminlich verhindert, dieses Mal bildete Dr. Ottilie Scholz wieder das gewohnte Doppel mit Sportamtsleiter Jürgen Retsch, um die Sportler Bochums auszuzeichnen, die „im vergangenen Jahr Spitzen-Ergebnisse erzielt und damit ihren hohen Leistungsstand bewiesen“, wie sie in ihrer Begrüßung betonte.
Rund 130 Aktive aus 14 Sportarten sowie der Behindertensportabteilung des TV Wattenscheid zählte die mehrseitige Ehrungsliste. Medaillengewinner bei Weltmeister- und Europameisterschaften, Deutsche Meister und Nationalmannschaftsmitglieder wurden ausgezeichnet. „Sie haben die Farben Ihrer Vereine und unserer Stadt ebenso wie die Farben Deutschlands auf nationaler und internationaler Ebene hervorragend vertreten“, sprach Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz den Geehrten ihre Anerkennung aus, wohlwissend, „dass Sie auf dem Weg zu Ihren Erfolgen viele Trainingseinheiten absolvieren und auf manches verzichten mussten, um Ihre Leistungsfähigkeit zu optimieren.“
Der anschließende „Ehrungsmarathon“ belegte einmal mehr, wie breit gefächert der Leistungssport in Bochum aufgestellt ist. Zwar waren es wie gewohnt die Leichtathleten des TV Wattenscheid 01, die den größten Block der Athletinnen und Athleten ausmachten, doch auch im Billard, Dart, Kanu und mittlerweile ebenso im Tanzen ist Bochum „eine Bank“. Die Billardasse des DBC Bochum gehören ebenso zu den „Stammgästen“ wie die Dartcracks des 1. DSC Bochum und Marathon-Kanute Matthias Ebhardt vom KC Wiking. Auch die Masters-Schwimmerinnen und Schwimmer des SV Blau-Weiß Bochum und die Tänzerinnen und Tänzer des TTC Rot-Weiß-Silber Bochum haben ihre Plätze alljährlich reserviert.
Doch es sollten auch ein paar altbekannte Gesichter fehlen. Lilly Anggreny, eine der erfolgreichsten Sportlerinnen im Behindertensport, hatte im Sportjahr 2012 aus gesundheitlichen Gründen pausieren müssen. Und so war sie erstmals seit 22 Jahren nicht dabei. Ebenso wie die Bundesligawasserballerinnen des SV Blau-Weiß Bochum, die nach einem Umbruch im Pokal und der Meisterschaft „nur“ Platz zwei belegten.
Doch der Abend gehörte nicht allein den Spitzensportlern, Bochums Oberbürgermeisterin stellte zudem die ehrenamtlichen Helfer und deren „enormen persönlichen Einsatz“ als „nicht sichtbar, aber im organisierten Sport unverzichtbar“ heraus.
Stellvertretend für Bochums Ehrenamtler hatte der Stadtsportbund mit seiner Vorsitzenden Gaby Schäfer Ulrich Liebert als Sportbürger des Jahres benannt, der in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Stadtsportbundes Ansprechpartner für die Bochumer Sportvereine und auf vielen Ebenen aktiv ist. Als Leiter der Fachschaft Motorsport trägt er Verantwortung für die Organisation und Sicherheit von Motorsportveranstaltungen, die den Rallye- und Rennsport bis zum Nürburgring einschließt. „Als früher selbst aktiver Rennsportler weiß er die Tücken und Gefahren dieses Sports einzuschätzen. Daher legen die Rennsportveranstalter großen Wert auf seine Erfahrung und den Einsatz seiner Mitarbeiter bei diesem verantwortungsvollen Job“, so OB Scholz. Und SSB-Vorsitzende Gaby Schäfer war es "eine wahr Freude", ihren Stellvertreter für seinen über viele Jahre ehrenamtlichen Einsatz auszuzeichnen.
Eine besondere Ehrung erfuhr zudem die SSB-Vorsitzende Gaby Schäfer an diesem Abend auch selbst. Eigentlich ist sie es, die regelmäßig Plaketten, Pokale und Urkunden im Gepäck hat, unermüdlich in der Bochumer Vereinslandschaft unterwegs ist, Ehrenamtler für ihren Einsatz im Sport auszeichnet und dabei stets die unverzichtbare sozialintegrative Kraft und Stärke des Ehrenamtes betont. Doch dieses Mal war es Gabriela Schäfer selbst, die eine Auszeichnung für ihr ehrenamtliches Engagement entgegennehmen durfte. Sie wurde 2012 von Sportministerin Ute Schäfer für ihr herausragendes Engagement mit der Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet, der höchsten Sportauszeichnung, die das Land NRW zu vergeben hat.
„Sie hat stets ein offenes Ohr für die Nöte und Belange der Vereine und versteht es, Ansprüche, Pläne und Ziele des organisierten Sports zu verfolgen und umzusetzen. Ihr Engagement in verschiedenen - auch politischen - Gremien und Ausschüssen über die Stadtgrenzen hinaus ist dabei ihre Trumpfkarte, die sie mit Geschick und außergewöhnlicher Fachkompetenz ins Spiel zu bringen versteht“, so Scholz in ihrer Laudatio.